Perspektiven auf KI

Ein Thema, verschiedene Sichtweisen: Expertinnen und Experten der interdisziplinär besetzten Plattform Lernende Systeme bewerten mit ihrem jeweiligen fachlichen Hintergrund aktuelle Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz.

LadadikArt/iStock

Große Sprachmodelle: Wie disruptiv sind ChatGPT & Co.?

Das Sprachmodell ChatGPT hat Künstliche Intelligenz in die Mitte der Gesellschaft katapultiert. Die neue Generation von KI-Sprachassistenten antwortet ausführlich auf komplexe Fragen, verfasst Aufsätze und sogar Gedichte oder programmiert Codes. Sie wird als Durchbruch der KI-Entwicklung gefeiert. Ob in Unternehmen, der Medizin oder der Medienwelt – die Einsatzmöglichkeiten großer Sprachmodelle sind vielfältig. Was ist dran an dem Hype? Wie werden große Sprachmodelle wie ChatGPT unser Leben verändern? Und welche ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen sind mit ihrem Einsatz verbunden? ExpertInnen der Plattform Lernende Systeme ordnen ein.

"Ein Meilenstein der KI-Forschung"

Prof. Dr. Volker Tresp, Professor für maschinelles Lernen an der Ludwig-Maximilians-Universität München und AG-Leiter in der Plattform Lernende Systeme

ChatGPT bewegt derzeit die Öffentlichkeit. Der Text-Bot zählt zu den sogenannten großen Sprachmodellen, die als Durchbruch in der KI-Forschung gefeiert werden. Versprechen große Sprachmodelle echten Fortschritt oder sind sie nur ein Hype? Wie lassen sich die Sprachassistenten einsetzen – und welche Voraussetzungen müssen wir in Europa schaffen, damit Wirtschaft und Gesellschaft von ihnen profitieren? Diese Fragen beantwortet Volker Tresp im Interview. Er ist Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit Forschungsschwerpunkt Maschinelles Lernen in Informationsnetzwerken und Co-Leiter der Arbeitsgruppe „Technologische Wegbereiter und Data Science“ der Plattform Lernende Systeme.

KI kreativ: Wem gehören die Werke großer Sprachmodelle?

Prof. Dr. Anne Lauber-Rönsberg, Professorin für Recht an der Technischen Universität Dresden und Mitglied in der Plattform Lernende Systeme

Große Sprachmodelle wie ChatGPT können mittlerweile Texte schreiben, die nicht von menschlichen Texten zu unterscheiden sind. ChatGPT wird sogar in einigen wissenschaftlichen Fachartikeln als Ko-Autor genannt. Andere KI-Systeme wie Dall-E 2, Midjourney und Stable Diffusion generieren Bilder auf Grundlage kurzer sprachlichen Anweisungen. Künstler sowie die Bildagentur Getty Images werfen dem Unternehmen hinter dem populären Bild-Generator Stable Diffusion vor, ihre Werke ohne ihr Einverständnis zum Training der KI genutzt zu haben, und haben Klagen gegen das Unternehmen eingereicht. Bereits 2017 zeigten Wissenschaftler der US-amerikanischen Rutgers Universität, dass die Probanden in einem Vergleich von KI-generierten und von Menschen geschaffenen Gemälden nicht nur die KI-generierten Erzeugnisse nicht als solche erkannten, sondern diese mit knapper Mehrheit sogar als den von Menschen geschaffenen Gemälden überlegen beurteilten.

ELIZA, ChatGPT und die Demokratie: Auf das richtige Maß kommt es an

Prof. Dr. Christoph Neuberger, Freie Universität Berlin, Weizenbaum Institut und Mitglied in der Plattform Lernende Systeme

Künstliche Intelligenz (KI) blieb lange Zeit eine Verheißung, ein nicht eingelöstes Versprechen. Das scheint sich gerade zu ändern: Mit ChatGPT ist die Künstliche Intelligenz im Alltag angekommen. Die Fähigkeit des Chatbots, auf offen formulierte Fragen spontan, elaboriert und zudem häufig richtig zu antworten – auch in Form langer Texte – ist äußerst verblüffend und übersteigt das bisher Gesehene. Das sorgt für einige Aufregung und beschert der KI-Entwicklung eine völlig neue Bedeutung in der öffentlichen Wahrnehmung. In vielen Bereichen experimentieren die Menschen mit ChatGPT, loten Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die positiven und negativen Möglichkeiten aus.

Warum eine verantwortliche Gestaltung von Sprachmodellen nottut

Prof. Dr. Peter Dabrock, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied in der Plattform Lernende Systeme

Große Sprachmodelle wie ChatGPT werden als technischer Durchbruch der KI gefeiert – ihre Auswirkungen auf unsere Gesellschaft mal sorgenvoll diskutiert, mal verteufelt. Selten zeichnet das Leben schwarz-weiß, sondern meistens grau in grau. Den Korridor eines verantwortlichen Einsatzes der neuen Technologie gilt es kriterienbasiert und partizipativ auszuloten.

Weitere Statements

Dr. Aljoscha Burchardt

Prof. Dr.-Ing. Alexander Löser

Dr. Johannes Hoffart

Prof. Dr. Gitta Kutyniok

Prof. Dr. Kristian Kersting

Prof. Dr. Katharina Morik

Prof. Dr. Wojciech Samek

Dr. Corina Apachiţe

Prof. Dr. Wolfgang Nejdl

Prof. Dr. Prof. h.c. Andreas Dengel

Prof. Dr. Armin Grunwald

Dr.-Ing. Matthieu Schapranow

Dr.-Ing. Matthias Peissner

Prof. Dr. Klemens Budde

Jochen Werne