Lenkungskreis der Plattform Lernende Systeme: Chancen von KI werteorientiert nutzen
Chancen nutzen, Werteorienterung sicherstellen: Der verantwortungsbewusste Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) stand im Mittelpunkt der zwölften Sitzung des Lenkungskreises der Plattform Lernende Systeme (PLS). Gemeinsam mit Gästen diskutierten die Mitglieder, wie sich mithilfe von KI die Fachkräftebasis in Deutschland sichern und die Wertschöpfung in Unternehmen steigern lassen. Vorgestellt und diskutiert wurden zudem Ansätze, die die Vertrauenswürdigkeit bei der Nutzung von generativer KI und KI-basierten Anwendungen in der Mobilität erhöhen.
Die Lenkungskreissitzung unter Leitung der beiden Co-Vorsitzenden der Plattform Lernende Systeme, Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger und acatech Präsident Jan Wörner, fand Anfang Dezember virtuell statt. Auf der Agenda standen wie gewohnt Fragestellungen, zu denen in den Arbeitsgruppen der PLS aktuell gearbeitet wird.
Mit KI den Standort sichern
Ein Fokus lag auf dem vielschichtigen Beitrag, den KI zur Sicherung des Standorts Deutschland leisten kann. Etwa: dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Werden Menschen bei der Arbeit verstärkt durch KI-Systeme unterstützt, entlaste dies nicht nur die Beschäftigten, sondern ermögliche es auch, Menschen mit Behinderung oder Sprachbarrieren sowie Langzeitarbeitslose in den Arbeitsmarkt zu integrieren, so Sascha Stowasser in seinem Vortrag. Er ist Direktor des ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaften e.V. und Mitglied der PLS-Arbeitsgruppe „Arbeit/Qualifikation, Mensch-Maschine-Interaktion“.
Entscheidend sei jedoch, die Menschen für die Zusammenarbeit mit KI-Systemen zu sensibilisieren und zu befähigen, so Andrea Stich, ebenfalls Mitglied dieser Arbeitsgruppe und Leiterin der Operations Academy der Infineon Technologies AG. Aus der betrieblichen Praxis stellte sie zwei Programme vor, mit denen der Technologiekonzern zum einen alle Beschäftigten und zum anderen speziell Data Scientists adressiert – letztere in einem gemeinsam mit der Hochschule Regensburg entwickelten Zertifizierungsprogramm.
Ein Verständnis für die Chancen von KI bei den Beschäftigten sei eine wichtige Voraussetzung, um mithilfe der Technologie die Wertschöpfung im Unternehmen zu steigern, so Corina Apachiţe, Leiterin der Abteilung KI bei Continental Automotive und Leiterin der PLS-Arbeitsgruppe „Innovation, Geschäftsmodelle und -prozesse“. Weitere notwendige Bedingungen für einen erfolgreichen KI-Einsatz in Unternehmen seien der Ausbau der digitalen Infrastruktur, Kooperationen mit relevanten Partnern sowie ein interdisziplinärer Brückenschlag.
KI werteorientiert einsetzen
Für einen werteorientierten Umgang mit KI skizzierte Regina Ammicht Quinn, Professorin für Ethik an der Universität Tübingen und Mitglied des Lenkungskreises der Plattform Lernende Systeme, anhand von generativer KI zwei Problemfelder. Nimmt ein KI-System dem Menschen zunehmend Tätigkeiten ab – im Falle von ChatGPT etwa das Verfassen von Texten – sei es wichtig zu identifizieren, welche Kompetenzen für den Menschen künftig noch notwendig seien. Angesichts oft täuschend echter Fake-Meldungen, die sich mithilfe von generativer KI erzielen lassen, komme der Verifizierung von Inhalten eine große Bedeutung zu. Gefragt seien Urteilsfähigkeit und kritisches Prüfen. Erhöhen lasse sich die Medienkompetenz der Nutzenden durch eine Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten, so Regina Ammicht Quinn.
Im Bereich der fahrerlosen Mobilität indessen spielt die Vertrauenswürdigkeit der KI-Systeme eine entscheidende Rolle. Bezogen auf die Technik ist damit die Sicherheit der Systeme gemeint. Auf die Gesellschaft bezogen bedeute Vertrauenswürdigkeit aber auch Akzeptanz, so Claus Bahlmann, Head of Artificial Intelligence und Principal für KI und Computer Vision bei Siemens Mobility und Leiter der PLS-Arbeitsgruppe „Mobilität und intelligente Verkehrssysteme“. Vertrauen entstehe durch wiederholtes positives Erleben und in Grundzügen nachvollziehbares Verhalten der fahrerlosen Fahrzeuge. Letzteres setze Erklärbarkeit voraus – angepasst an die Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen. Während Passagiere eher eine allgemeine Verständlichkeit benötigen, ist für die Entwicklung und Zulassung der Fahrzeuge eine technische tiefergreifende Erklärbarkeit hilfreich, so Claus Bahlmann. Allerdings: Eine hohe technische Erklärbarkeit stehe in Konflikt zur Performance, denn erklärbare Verfahren könnten oft mehr Fehler erzeugen als weniger erklärbare. Bei der Gestaltung von KI-Systemen wie dem fahrerlosen Fahren seien daher Abwägungen nötig.
Neu im Lenkungskreis der Plattform Lernende Systeme
Neu in den Lenkungskreis der Plattform Lernende Systeme berufen wurde zum November 2023 Jaroslaw Kutylowski, Gründer und CEO der DeepL SE mit Sitz in Köln. Der promovierte Informatiker mit Schwerpunkt Mathematik war in verschiedenen Technologieunternehmen tätig. Seine Leidenschaft für Sprachen und innovative Technologien führte ihn in die Welt der KI-Kommunikation. Unter seiner Leitung entwickelte das Team von DeepL den nach eigenen Aussagen präzisesten maschinellen Übersetzer der Welt.
Ebenfalls neu im Lenkungskreis ist Elke Reichart, Mitglied des Vorstands der Infineon Technologies AG und Chief Digital Transformation Officer. Sie verantwortet damit unter anderem die gruppenweite Digitalisierungsstrategie. Ihre berufliche Karriere begann sie 1991 bei Hewlett-Packard Inc., wo sie in verschiedenen Positionen tätig war, bevor sie 2018 als Chief Digital Officer zur TUI Group AG wechselte. Im Lenkungskreise der Plattform Lernende Systeme folgt Elke Reichart auf Constanze Hufenbecher, die bei Infineon zum Jahresende ausscheidet.
Der Lenkungskreis der Plattform Lernende Systeme steuert als Leitungsebene die inhaltliche und strategische Ausrichtung der Plattform und setzt Impulse für ihre Arbeit. Seine Mitglieder aus Wissenschaft und Wirtschaft repräsentieren wichtige Themen, Disziplinen, Branchen und Unternehmen unterschiedlicher Größe im Feld der Lernenden Systeme.
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Linda Treugut / Birgit Obermeier
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