Digital-Gipfel 2024: Plattform Lernende Systeme diskutiert zu Deepfakes, Edge AI und wie KI dem Fachkräftemangel entgegenwirkt
Unter dem Motto „Deutschland Digital – Innovativ. Souverän. International.“ fand am 21. und 22. Oktober der Digital-Gipfel 2024 der Bundesregierung statt. Mehr als 1500 Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik trafen sich in Frankfurt, um über die dringendsten Themen der digitalen Transformation zu diskutieren. Die Plattform Lernende Systeme war über die „Plattform 3 Lernende Systeme | Digitale Kompetenzen“ Teil des Gipfelprozesses und mit verschiedenen Gesprächsformaten und einem Exponat vertreten.
24. Oktober 2024 – Künstliche Intelligenz (KI) hat großes Potenzial für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und Gesellschaft und kann auf vielfältige Weise die digitale Zukunft Deutschlands mitgestalten, so der Tenor der Veranstaltung. Die intelligente Nutzung von KI-Technologie ist ein Schlüssel zu Innovation und nachhaltigem Wachstum. Sie kann in vielen Bereichen unterstützen und fordert uns zugleich, einen kritischen Blick auf Gewohntes zu richten. Dies zeigt sich besonders beim Thema Deepfakes. Wie werden Deepfakes erzeugt, welche Methoden gibt es, um sie zu erkennen und wie geht die Entwicklung weiter? „Welche Bilder und Videos real sind und welche nicht, lässt sich künftig nicht mehr erkennen“, so Ahmad-Reza Sadeghi, Professor für Informatik und Leiter des System Security Lab an der TU Darmstadt und Mitglied der Plattform Lernende Systeme. Er demonstrierte dies mit einer von ihm per KI generierten Grußbotschaft von Donald Trump zum Einstieg in die Paneldiskussion. Die DiskutantInnen waren sich einig: Im Wettrennen zwischen der Weiterentwicklung von Deepfake-Technologien und Tools zu ihrer Erkennung muss ein kritischer Umgang mit Deepfakes in der Gesellschaft dringend weiter ausgebildet werden. Ihre eigene Medienkompetenz konnten Gäste des Parlamentsforums anhand eines KI-Quiz der Plattform Lernende Systeme testen und feststellen, ob sie echte von KI-generierten Porträts unterscheiden können.
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Von Assistenz bis Teilhabe: Wie KI dem Fachkräftemangel entgegenwirkt
Die technologische Souveränität Deutschlands hängt insbesondere von Fachkräften in allen Branchen ab. Die aktuellen Zahlen zur Konjunkturentwicklungzeigen, dass der demographische Wandel die Produktivität und damit die Sicherung des Wohlstands auf lange Sicht massiv gefährdet. Dagegen bietet KI einen möglichen Hebel: Sie kann Prozesse vereinfachen, Wissen verfügbar machen und Menschen leichter in den Arbeitsmarkt integrieren. Zugleich müssen jedoch Kompetenzen bei den Beschäftigten aufgebaut und Grenzen für den Einsatz von KI in der Arbeitswelt ausgelotet werden, so ein Fazit des Panels unter der Moderation von Christoph M. Schmidt, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung mit weiteren Mitgliedern der Plattform Lernende Systeme.
"Konkret kann KI beispielsweise unterstützen, indem Pflegkräfte in natürlicher Sprache ihre Aufgaben dokumentieren und dieses Wissen mithilfe von KI strukturiert neuen KollegInnen zur Verfügung gestellt wird – und so ihre Einarbeitung erleichtert“, so Angelika Bullinger-Hoffmann, Professorin für Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement der TU Chemnitz. KI kann zudem als Zugfaktor für die Gewinnung junger MitarbeiterInnen dienen oder das Matching für die Zuwanderung von Fachkräften vereinfachen. „Unsere Erfahrung aus den Betrieben ist, dass die Menschen mit KI arbeiten wollen. Sie müssen aber auch über ihren Einsatz mitbestimmen können“, ergänzt Oliver Suchy, Mitglied des Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Dabei geht die Einführung von KI im Unternehmen laut Andrea Stich, Leiterin der Frontend Akademie bei Infineon Technologies, über reines Change Management hinaus. „KI führt sich nicht von heute auf morgen ein. Wir müssen Beschäftigte frühzeitig einbeziehen, Kompetenzen entwickeln, kontinuierlich weiterbilden und Use Cases entwickeln, die Spaß machen.“
Edge AI – Potenziale für digitale Souveränität und innovative KI-Anwendungen
Was kann Edge AI zur technologischen und digitalen Souveränität Deutschlands beitragen? Die Teilnehmenden des PLS-Panels zum Thema unter Moderation von Ahmad-Reza Sadeghi waren sich einig: Der dezentrale Einsatz von KI in Endgeräten – seien es industrielle Roboter oder medizinische Produkte – hat transformativen Charakter. Daten können damit datenschutzfreundlich in Echtzeit verarbeitet werden. Neben spezialisierter kleiner, leistungsstarker Hardware erfordert der Einsatz von Edge AI auch Kreativität, um Anwendungen neu zu denken.
„Deutschland ist hier gut aufgestellt“, so Wolfgang Ecker, Distinguished Engineer bei Infineon Technologies und Honorar-Professor an der Technischen Universität München. „Wir haben gute Chancen, bei dieser wichtigen Technologie vorne mitzuspielen, weil viele Anwendungen und Anwender aus Deutschland und Europa kommen.“ Praktische Beispiele dafür liefert Dagmar Krefting, Direktorin des Instituts für Medizinische Informatik an der Universitätsmedizin Göttingen. Sie sieht großes Potenzial für Edge AI bei medizinischen Anwendungen, in denen die Technologie in kleinen Systemen autonom arbeiten kann und sehr spezialisiert und patientennah genutzt wird, wie etwa bei Implantaten. Auch in der industriellen Robotik bieten sich zahlreiche Einsatzfelder, so Jan Seyler, Leiter der Bereiche KI und Regelungstechnik in der Forschung und Vorentwicklung bei Festo Deutschland. „Mit Edge AI werden wir wesentliche Veränderungen erleben, in dem, was und wie wir automatisieren können.“ Wichtig dabei: „Es geht nicht darum, KI in bestehende, bislang erfolgreiche Lösungen zu integrieren. Wir müssen bereit sein, neu zu denken.“
KI zum Anfassen auf dem „Markt der digitalen Möglichkeiten“
Interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gipfels konnten sich auf der Ausstellungsfläche – dem „Markt der digitalen Möglichkeiten“ – über digitale Innovationen informieren. Darunter auch: ein lernfähiger Roboter für das Handwerk, gezeigt von Gunnar Bloss (Werk5 GmbH), Mitglied der Plattform Lernende Systeme und Verbundkoordinator des Forschungsprojektes LEROSH. Das KI-unterstützte Schleifwerkzeug ist ein Beispiel dafür, wie KI auch im Handwerk Beschäftigte aktiv unterstützen kann. Einen Eindruck von dem Exponat konnte sich Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger bei ihrem Besuch der Ausstellungsfläche machen.
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Petra Brücklmeier / Birgit Obermeier
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