Arbeit in Zeiten von KI: acatech am Dienstag macht Emotionen sichtbar

Die Zukunft der Arbeit stand am Vorabend des 1. Mai im Mittelpunkt bei acatech am Dienstag. Im Rahmen einer Aufstellung, einem aus dem systemischen Coaching bekannten Verfahren, sollten Erwartungen und Ängste aufgezeigt werden, die mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Arbeitswelt verbunden sind. Expertinnen und Experten sowie Interessierte stellten auf diese Weise ihre Emotionen zum Thema dar und diskutierten miteinander.

Mit der Frage, wie Künstliche Intelligenz (KI) unser Leben verändern wird, sind vielfältige und polarisierende Erwartungen verknüpft. Die von der Theaterwissenschaftlerin Ruth Sander von Politik im Raum geleitete Aufstellung begann entsprechend mit einer Aufwärmübung: Die Gäste im acatech Innovationsforum sollten im Raum zwischen den beiden markierten Polen „Traum“ und „Albtraum“ eine Position einnehmen, die ihre Haltung zu den Auswirkungen von KI ausdrückt. Wie sich zeigte, sieht die Mehrzahl der Gäste eher Chancen als Risiken.

Position beziehen zu KI: Mit Hilfe der Methode der Aufstellung wurde bei acatech am Dienstag deutlich, welche Erwartungen und Ängste mit dem Einsatz von KI in der Arbeitswelt verbunden sind.© acatech

Kommunikation und Kreativität weiterhin gefragt

Das Konzept der Künstlichen Intelligenz erläuterte Rahild Neuburger, Mitglied der Plattform Lernende Systeme und Expertin für technologisch angestoßene Transformationsprozesse am Institut für Wirtschaftsinformatik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Die Wissenschaftlerin differenzierte zwischen „schwacher“ und „starker“ KI sowie der – noch in weiter Ferne befindlichen – „Superintelligenz“: Schwache KI ist vor allem für die Erfüllung klar definierter Aufgaben ausgelegt, wobei die Herangehensweise an Probleme nicht variiert wird. Von einer starken KI ist die Rede, wenn das System in der Lage ist, zu lernen und die Herangehensweise anzupassen, um so zu einer besseren Lösung zu gelangen. Als „Superintelligenz“ gilt eine KI, die die menschliche Intelligenz übertreffen soll. Ob diese ein eigenes Bewusstsein, Empathie oder Intentionen besitzen wird, ist umstritten.

Mit Blick auf die Arbeitswelt sei zu bedenken, dass Künstliche Intelligenz nicht nur einzelne Berufsfelder ersetze, sondern auch zu einer Verlagerung auf technische Professionen sowie neuen Arbeitsprofilen führe, erläuterte Rahild Neuburger. Gefährdet seien einfach zu automatisierende Jobs, nicht aber jene Berufe, die auf menschlicher Interaktion, Kommunikation und Kreativität beruhen. Den Skilehrer werde es auch in Zukunft geben, so Rahild Neuburger.

Welche Rolle spielt künftig der Mensch?

Mit Hilfe der Methode der Aufstellung wurde anschließend versucht, die vorherrschenden Ressentiments gegenüber KI sichtbar zu machen. Dafür wurden verschiedene Rollen besetzt – etwa der Mensch als Verlierer, gleichberechtigter Partner oder Profiteur der KI-Technologie. Die Gäste positionierten sich entsprechend im Raum und füllten ihre Rolle mit Leben. Insbesondere der „Mensch als Verlierer“ und der „Mensch als Kontrolleur“ provozierten Diskussionen darüber, wie gestaltbar der technologische Wandel ist und ob sämtliche Entwicklungen dem Gemeinwohl dienen werden.

Der Abend machte deutlich, so das Fazit von Ruth Sander und Rahild Neuburger: Ähnlich wie bei der Diskussion um Atomkraft in 1980er Jahren müssen sich die Menschen aktiv darüber verständigen, wie sie mit Nichtwissen, unbekannten Risiken und Abhängigkeiten umgehen sollen. Wichtig sei daher, rechtzeitig den Nutzen und die Chancen von KI zu identifizieren und zu diskutieren, welche Position der Mensch in der Arbeitswelt in Zukunft einnehmen kann.

Weitere Informationen:

Linda Treugut / Birgit Obermeier
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